10.08.2024
Zur Gemeindefahrt auf den Spuren unserer Namenspatronin, der Heiligen Edith Stein, machte sich eine achtzigköpfige Gruppe unserer Pfarrei auf nach Bad Bergzabern und Speyer.
Nicht viele Pfarreien haben die Möglichkeit, eine Tagesfahrt zu unternehmen, um Leben und Wirken ihres Namenspatrons oder, wie in unserem Fall, ihrer Namenspatronin näher kennen zu lernen und dabei persönliche Eindrücke zu gewinnen. Im Falle der Heiligen Edith Stein und unserer Pfarrei in Lorsch und Einhausen haben wir das Glück, dass Edith Stein ihren Weg zum Christlichen Glauben in Bad Bergzabern begann, das am Südrand der Pfalz kurz vor der Grenze zum Elsass liegt. Später lebte sie lange im Kloster in unmittelbarer Nachbarschaft zum Speyrer Dom, bevor sie auf der Flucht vor der Verfolgung aller jüdisch-stämmigen Menschen durch die Nationalsozialisten ins niederländische Kloster Echt umsiedelte. Somit waren Bad Bergzabern und Speyer wichtige Stationen ihres Lebens.
Unsere Fahrt begann gegen 8 Uhr in Lorsch bzw. kurz darauf in Einhausen, von wo wir mit zwei Bussen – eine Gruppe von achtzig Personen war zusammengekommen – zunächst in die Südpfalz nach Bad Bergzabern fuhren, wo wir rund eineinhalb Stunden später vor der Kirche ankamen. Dort führte uns der frühere Pfarrer Bernd Höckelsberger in der Kirche in das Leben der Heiligen ein und verwies dabei auch auf Gestaltungselemente in der Kirche. Er kennt das Leben der Heiligen besonders gut, weil er bis vor kurzem für stolze 22 Jahre Pfarrer dieser Gemeinde war. Die Kirche von Bad Bergzabern war nach der Heiligsprechung von Edith Stein (unter ihrem Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz) umfangreich renoviert worden und einige Gestaltungselemente verweisen nun auf die Heilige. So hängt dort eine nach ihrem letzten Passbild gearbeitete Ikone in einer Nische und das Kreuz, das sich nach oben in einen Lebensbaum verwandelt, wird von Stützen getragen, die wie Eisenbahnschienen gestaltet sind. Damit wird auf ihre letzte Station, das Vernichtungslager Auschwitz, verwiesen, wo sie wie unzählige andere Menschen jüdischer Abstammung 1942 ermordet wurde. Ebenso findet sich in der Kirche noch das Taufbecken, an dem sie sich als junge Erwachsene im Sommer 1921 taufen ließ und auch die Seite des Taufbuchs kann dort betrachtet werden.
Im Anschluss feierte die Gruppe einen Pilgergottesdienst mit
Pfr. Bartmann und Pfr. Höckelsberger, bevor die Fahrt zum Mittagessen noch
einige Kilometer weiter südlich bis ans Deutsche Weintor führte. Weiter durch
die Weinberge ging es danach einen Teil des Wegs zurück bis nach Speyer. Der
Weg in Speyer führte hinauf zum Dom und von da in das nebenan gelegene
Dominikanerkloster St. Magdalena, wo sie viele Jahre ein sehr spirituelles
Leben führte. Vom Portal des Klosterhofs blickt man direkt hinüber zum Dom und
auch der Platz trägt ihren Namen. Das Dominikanerkloster unterhält auch eine Ausstellung,
die Bilder und Texte zu allen Lebensstationen von Edith Stein zeigt. Es war
allein der sich in dem Raum durch die große Gruppe rasch einstellenden schwülen
Hitze geschuldet, dass der Aufenthalt in dieser interessanten Ausstellung etwas
kürzer ausfiel. Zum Ausklang der Fahrt gingen viele noch auf ein Eis in die
Fußgängerzone oder warfen einen Blick in den Speyrer Dom.
Um 18 Uhr rollten die Busse vom Parkplatz in Speyer und etwa eine Dreiviertelstunde später waren alle wieder zurück in Lorsch und Einhausen. An dieser Stelle auch großer Dank an Pfr. Bartmann und Pfarrsekretärin Sabine Notter für die Organisation dieser Fahrt auf den Spuren unserer Namenspatronin.
Am Abend vor der Fahrt hatte Pfr. Bartmann einen Vortrag zum Leben der Heiligen Edith Stein gehalten und am darauffolgenden Sonntag wurde in Einhausen ein Festgottesdienst mit anschließendem Empfang gefeiert.
Die Biografie der Heiligen Edith Stein sei hier nur kurz zusammengefasst. Als Kind einer gutbürgerlichen jüdischen Familie wurde sie 1891 in Breslau (Polen) geboren. Während ihrer Gymnasialzeit, etwa im Alter von 14 Jahren, schwindet ihr jüdischer Glaube und sie beginnt als Atheistin eine Suche nach einem tieferen Sinn des Lebens. Sie ist sehr begabt und eifrig und lernt sehr schnell. So geschieht es, dass sie in einer Nacht eine Biografie der Theresia von Avila verschlingt und davon so fasziniert ist, dass sie in der Folge zum Christentum übertreten will. 1922 wird sie in Bad Bergzabern, wo sie sich zu dieser Zeit aufhielt, getauft und kurz darauf in Speyer gefirmt. Ein Jahr später tritt sie in Speyer in den Orden der Dominikanerinnen ein, wo sie acht Jahre als Lehrerin wirkt.Sie wechselt in den Orden der Heiligen Teresia von Avila, promoviert, verfasst Bücher und Schriften, lehrt an der Universität Münster und flieht schließlich vor der nationalsozialistischen Verfolgung 1938 in die Niederlande. Im Jahr 1942 findet ihr Leben nach der Verhaftung durch die Gestapo zusammen mit ihrer Schwester Rosa ein gewaltsames Ende in Auschwitz. Ihre Zeit als Christin war von tiefer Religiosität und unerschütterlichem Glauben geprägt.
Von der Pilgerfahrt gibt es auch noch eine Bildergalerie mit weiteren Eindrücken.